Alexander Urschel
Physiotherapeut Atemtherapie

Was macht die Atemtherapie? Was bringt Sie?

Atmung mal ganz einfach: Theoretisch gibt es zwei Möglichkeiten, Luft in unsere Lungen zu bringen:

1. Wir ziehen "unten" an, gern bei der physiologischen Atmung angewandt.
2. Wir blasen "oben" rein, die maschinelle Beatmung.

Die klassische Version 1 funktioniert auf diese Weise. Unsere, sehr dehnbaren Lungenflügel befinden sich in einem luftdicht abgeschlossenen Behälter, dem Brustkorb. Rundherum sind die Rippen, unten das Zwerchfell als Deckel mit zwei sogenannten Kuppeln, die nach oben gewölbt sind (s. Abbildung).

Das Zwerchfell ist ein Muskel, der Atemmuskel schlechthin. Weitere Teile der Muskulatur wie Brustmuskeln, die Muskeln zwischen den Rippen und andere unterstützen die Atmung und zählen darum zur sogenannten Atemhilfsmuskulatur.

Genug der Anatomie, auf zur Technik:

Wir wollen einatmen. Das Zwerchfell spannt sich und flacht die Kuppeln nach unten ab. Dadurch entsteht innerhalb des Brustkorbes nun ein Unterdruck. Als Vergleich stellen sie sich eine die Spitze nach oben gehaltene Spritze vor. Sie verschließen die Öffnung mit einem Finger und ziehen den Kolben nach unten. Die Rippen ziehen den Brustkorb etwas in die Breite, das Brustbein wird gehoben. Der entstehende Unterdruck zieht nun gleichmäßig an den Lungenflügeln und dehnt sie auf, Luft wird in die Lungen gesaugt.

Ausatmen hingegen passiert von selbst, die Muskeln lassen locker, durch ihre Elastizität zieht sich die Lunge wieder zusammen und presst die verbrauchte Luft hinaus, wie ein losgelassener Luftballon. Dieser Vorgang geht ohne jede Kraftanstrengung vor sich und benötigt keinerlei Muskelaktivität.

Anders der Fall beim Husten. Hier wird die Luftröhre erst mit dem Kehldeckel im Hals verschlossen, ein Überdruck wird über die Muskulatur im Brustkorb aufgebaut - der Kehldeckel öffnet sich plötzlich und die Luft wird schnell aus dem Körper gestoßen. Der entstehende Luftstrom hat genug Energie, um Schleim oder etwaige Fremdkörper mitnehmen.

Tiefe Atmung – Flache Atmung

Atmung benötigt also Kraft, die von den Muskeln aufgebracht werden muss. Tiefe Atmung bringt viel Luft tief in die Lungen, viele der unzähligen Lungenbläschen werden mit Frischluft versorgt. Beim Seufzen oder auch Gähnen sind die Atemzüge ganz besonders tief. Da die Lungen hier besonders weit aufgedehnt werden, müssen die Muskeln viel Energie bereitstellen und entsprechend große Kraft aufwenden.

Wird diese Kraft geringer und kann beispielsweise krankheitsbedingt nicht aufgebracht werden, flacht die Atmung ab. Das führt dazu, dass der Gasaustausch in den Lungen geringer wird. Verbrauchte Luft bleibt, einfach gesagt, in den tiefen Arealen der Lungenflügel liegen.

Wozu Atemtherapie?

Ein Teil der Atemtherapie umfasst Übungen zur Vertiefung der Atmung. Das Problem an einer pathologisch, also krankhaft abgeflachten Atmung ist die Begünstigung der Vermehrung von Keimen und das entstehen von beispielsweise einer Lungenentzündung, der Pneumonie. Tiefe Atmung dient dem Vorbeugen dieser Probleme.

Auch kann die Atemmuskulatur, wie jeder andere Muskel auch, trainiert werden. Dies geschieht mit mehr oder weniger einfachen Geräten, die dem Luftstrom in der Einatemphase einen definierten Widerstand entgegensetzen.

Bei der ALS jedoch ist dieses differenzierte Atemmuskeltraining, außer im frühem Stadium der Erkrankung nicht immer zielführend und darf nur unter strengen Richtlinien und unter lungenfachärztlicher Kontrolle durchgeführt werden.

Bei nachlassender Kraft wird es auch immer schwieriger, Sekret, also den Schleim aus den Luftwegen zu bringen. Wenig Kraft bedeutet geringe Geschwindigkeit der ausgeatmeten Luft. Um den Luftfluss zu unterstützen, kann Kraft sozusagen von außen in Form von Druck auf den Oberkörper mit speziellen Handgriffen des Helfers ausgeübt werden. Gemeinsam mit der passenden Atemtechnik, bei der definiert tief eingeatmet, die Luft kurz angehalten und fest ausgeatmet wird, werden sehr gute Ergebnisse erzielt.

Alle erwähnten Atemtechniken sind leicht zu erlernen und anzuwenden, sollten jedoch mit dem Physiotherapeuten erlernt und auch regelmäßig kontrolliert werden, um die optimale Wirkung zu erzielen. Schnelles, kraftvoll tiefes Atmen kann beispielsweise schnell zu Schwindel führen. Herr Alexander Urschel steht für Fragen und Anleitung jederzeit gerne zur Verfügung.