Dr. Samy Mazhar, Neurorehabilitation Bad Pirawarth

Es handelt sich bei der ALS um eine sog. Motoneuronerkrankung mit Untergang von Neuronen, die für die Bewegung zuständig sind. Die genaue Ursache hierfür ist noch nicht vollständig geklärt, aber es gibt bereits viele Theorien über die Entstehung der Erkrankung. Grundsätzlich muss man zwischen spontanem Auftreten der Erkrankung und genetisch –familiären Formen unterscheiden. Die zweite Form ist die wesentlich seltenere und macht nur 5-10 % aller Erkrankungsfälle aus. Der Untergang der Nervenzellen betrifft die sog. Betz Zellen im Gehirn (erstes Motoneuron) und die Vorderhornzellen ( zweites Motoneuron) im Rückenmark. Die ALS sowie viele andere neuromuskuläre Erkrankungen fordern den Therapeuten in einer völlig andersartigen Weise. Es ist hier ein Umdenken seitens der Therapeuten notwendig. Erfahrung beim Umgang mit diesen Patienten ist besonders wichtig. Die Zielvorgaben sind anders gesteckt und auch die Behandlung unterscheidet sich von der anderer Patienten etwa mit Schlaganfall. Es muss bei der ALS das unweigerliche Fortschreiten der Erkrankung mit in die Beurteilung und Planung von Therapiestrategien einfließen. Die Therapieplanung muss vorausschauend erfolgen. Ganz bestimmte Funktionen, wie etwa Sprechen, Schlucken und die Atmung, müssen in den Mittelpunkt der Behandlung gerückt werden, denn diese sind von vitaler Bedeutung. Die Koordination mit anderen Therapeuten ist wichtig, dies ist nur in einer spezialisierten Einrichtung möglich, wo Therapeuten, Ärzte und Pflege ständig miteinander kommunizieren. Genauso müssen aber auch die Angehörigen in das Gesamtkonzept miteinbezogen werden.

Welche Ziele setzt sich die Therapie bei einem ALS Patienten?

  • Erhaltung der Mobilität
  • Erhaltung der Selbständigkeit
  • Therapie von sekundären Komplikationen
  • Vorbeugung und Behandlung einer Atemfunktionsstörung
  • Behandlung von Schluckstörungen, Sprech- und Stimmstörungen
  • Schmerztherapie, Psychologie
  • Soziale Rehabilitation ( unter anderem Versorgung mit Gehhilfen, Rollstuhl, Hilfsmitteln für zu Hause, Beantragung von Fördergeldern,…)
  • Trainngstherapie zur Förderung gesunder Muskelpartien

Warum also Rehabilitation?

  • Stärkung intakter Muskelpartien
  • Pulmonale Rehabilitation: Atemübungen, Hustentechniken
  • Schluckdiagnostik und Schlucktraining
  • Vermeidung von Osteoporose, Skoliose, Verkürzungen des Sehnenapparates
  • Schmerzbehandlung
  • Psychologische Betreuung, Antidepressive Medikation
  • Gute Vernetzung verschiedener Berufsgruppen im Rehabilitationszentrum
  • Hilfsmittelabklärung
  • Anleitung und Beratung der Familie
  • Austausch von Patienten untereinander
  • Hotelatmosphäre
  • „Man ergibt sich nicht einfach seinem Schicksal“