Vom 8.-10. Dez. 2009 fand der 20. internationale ALS-Kongress in Berlin statt. An dieser Veranstaltung nahmen führende internationale Forscher und mehr als 500 Ärzte teil. Das Besondere an dieser von der „MND-Association“, der „International Aliance of ALS/MND Associations“ und der „Deutschen Muskelgesellschaft“ veranstalteten Tagung war die Teilnahme auch von Patienten und Angehörigen. Dieses jährlich stattfindende Symposium dient dem Erfahrungs- und Wissensaustausch um die bestmögliche Versorgung der Patienten und ihrer Angehörigen, die Erforschung der Krankheitsentstehung und die Entwicklung neuer Behandlungsmethoden voranzutreiben.

Das Angebot an wissenschaftlichen Vorträgen war sehr breit gefächert und umfasste Grundlagenforschung (z.B. Genetik, Proteinopathien, Neuropathologie und Biologie und verschieden Hypothesen zur Krankheitsentstehung), Diagnostik und Therapie (u.A. neue Diagnosekriterien, Biomarker, Therapiestudien) und die Vorstellung verschiedener Modelle der Patientenpflege und Betreuung. Es wurde darauf hingewiesen, dass es sich bei ALS um eine multifaktorielle, komplexe Erkrankung handelt. Das hieß, es sind mehrere Faktoren bei der Entstehung von ALS beteiligt. Wissenschaftler aus Tübingen haben einen Mechanismus entdeckt, der sowohl an der Krankheitsentstehung der amyotrophen Lateralsklerose als auch an der frontotemporalen Demenz (FTD) beteiligt sein könnte. Sie fanden heraus, dass ein Fehlen des Proteins TDP-43 in einer Nervenzelle zu vermehrtem Zelluntergang führt.

Weiters wurde über folgende klinische Medikamentenstudien berichtet:

KNS-760704 Ergebnisse der Phase II Studie wurden vorgestellt. Diese randomisierte, placebokontrollierte, doppelblinde Studie über Verträglichkeit und klinische Auswirkungen fand in 20 US-Studienzentren statt. Ergebnis: KNS-760704 verbessert nachweislich die Mitochondrienfunktion. Interaktionen mit Riluzol wurden nicht beobachtet.

Ceftriaxon (ein Antibiotikum der 3.Generation, nur intravenöse Gabe möglich) zeigte grundsätzlich positive Wirkung im Tierversuch, keine wesentlichen Nebenwirkungen in Phase II-Studien. Es wird gerade in den USA und Kanada in einer Phase III Studie untersucht.

Zenvia zeigte eine Reduktion der pseudobulbären Affekte in der bulbären ALS.

Allgemein ist jedoch vor jeder unkontrollierter Einnahme von ungeprüften Medikamenten, dh. außerhalb von Studien, zu warnen, da negative Wirkungen möglich sind!

Referent: DI Dr. Heinz Lahrmann

pdf Vortrag 15.12.2009